Frische Milch ist ein Privileg geworden! Die 1 Liter Plastikverpackung aus dem Discounter, gefüllt mit ewig haltbarer Milch ist die erste Möglichkeit billig an Milch zu kommen. Aber gibt es nicht noch andere Möglichkeiten?
(Werbung, unvergütet, einfach nur, weil es mir sehr gut gefällt!)
Kühe selbst halten ist für die wenigsten eine Option, wer hat schon genug Platz für eine kleine Kuhherde? Und eine Kuh alleine halten ist bei einem Herdentier einfach keine Option, mal abgesehen von der Zeit, die man mit Melken, Füttern, Misten, Pflegen, … verbringen würde. Eine gute Alternative hierzu ist Milch direkt vom Bauern aus der Milchtankstelle. Milchtankstelle?
Milchtankstellen sind mehr und mehr im Trend, der Bauer kann diese auf seinem Milchbetrieb aufbauen und frische Rohmilch direkt an den Verbraucher verkaufen. Auf diesem Weg spart man eine Menge Verpackungsmüll, denn die eigenen sauberen Flaschen können mitgebracht und selbst aufgefüllt werden.
Wie genau funktioniert das mit der Milchtankstelle?
Wahlweise können eigene saubere Flaschen mitgebracht oder auf dem Hof erworben werden, manche Höfe bieten ein Pfandsystem an.
Für die Tankstelle ist Bargeld nötig, Münzgeld (ab 5 Cent) und Scheine (bis 20€-Scheine) werden vom Automaten auf ‚unserem‘ Hof angenommen und die Summe digital angezeigt.
Dann öffnet man die Klappe, hält die Flasche schräg unter die Ausgabe (unbedingt schräg halten, es spritzt sonst fürchterlich in alle Richtungen!) und drückt den Milch-Knopf. Die Milch läuft so lange, bis man den Knopf wieder los lässt, so ist auch die Abnahme von kleinen Mengen in 5Cent-Schritten möglich.
Wir bringen unsere eigenen sauberen Glasflaschen mit Schraubverschluss mit und werfen unser Milchkleingeld (das Kleingeldglas kommt einfach immer mit) in die Tankstelle.
Auf Hof Hörnsee direkt bei uns um die Ecke gibt es so eine Milchtankstelle im Hofladen. Praktischer Weise können wir da mit dem Fahrrad hinfahren oder auf dem Rückweg von der Arbeit einfach anhalten. Aber nicht nur das! Die Milch schmeckt einfach viel besser, zum einen ist es Vollmilch und zum anderen vermittelt sie ein wesentlich besseres Gefühl aus der Glasflasche direkt vom Erzeuger. Wir sparen eine Menge Müll und Transportwege.
Die handelsübliche Milch wird beim Bauern abgeholt, mit einem Laster in die Milchfabrik gefahren, dort mehrfach erhitzt und abgefüllt. Die abgefüllten 1-Liter-Packungen werden dann wieder verladen und zu den einzelnen Läden gebracht, in denen wir sie dann wieder kaufen, in der Regel mit dem Auto, denn Milch ist ja schwer.
Wir sparen uns das ganze hin und her kutschiere der Milch, aber nicht das Abkochen. Da wir nicht jeden zweiten Tag Milch holen können und wollen, kochen wir sie ab.
Wer kein Thermometer fürs Kochen besitzt, kochen die Milch einmal sprudelnd auf. Wir erhitzen unsere Milch einmal auf 72*C und überwachen das ganze mit unserem Küchenthermometer (die gibt es schon ab unter 10€).
In der Zwischenzeit werden die Flaschen ausgewaschen und einmal mit kochendem Wasser befüllt, die Deckel kommen in eine Schale und werden ebenfalls mit kochendem Wasser übergossen. Auf diesem Wege sind die Flaschen keimfrei und die Milch ist länger haltbar, als die Rohmilch. Übrigens ist Rohmilch gekühlt 2 Tage haltbar.
Das Wasser wird einfach wieder entleert (wir nutzen es zum Blumen gießen oder abwaschen) und die Flaschen und Deckel kühlen aus und trocknen, bis die Milch kocht / 72*C erreicht hat.
Sobald die Milch kocht / 72*C erreicht hat, nehme ich sie vom Herd und fülle sie in die Flaschen, um die Flaschen umgehend mit den Deckeln zu verschließen.
Dann lassen wir die Milch auskühlen, versehen sie mit dem Abfülldatum und stellen sie in den Kühlschrank.
Auf diese Weise sparen wir pro Woche mindestens 2 Verpackungen und etliche Kilometer Transportwege. Außerdem kommt das Geld direkt beim Bauern an.
Lustiger Weise war ich im letzten Jahr schon einmal auf Hof Hörnsee, da mein Onkel auf diesem Hof arbeitet. Ich konnte interessante Eindrücke sammeln und bin nicht glücklich mit der Trennung von Kalb und Mutterkuh direkt nach der Geburt, aber der Milchpreisdruck lässt den Bauern selten eine Wahl. 30L Milch pro Tag sind nur zu melken, wenn das Kalb nicht selbst trinkt, sondern die Melkmaschine die Milchproduktion anregt.
Glücklich macht es mich jedoch, dass die tragenden Tiere auf der Weide stehen und erst kurz vor der Abkalbung in den Abkalbstall kommen. Auch herrscht auf dem gesamten Gelände eine angenehm ausgeglichene Ruhe, gelegentlich ist ein „muuuh“ zu hören und Aggressivität innerhalb der Herde ist mir bei keinem meiner Besuche aufgefallen.
Vielleicht konnte ich euren Ideenreichtum anregen etwas mehr Müll einzusparen und den Wunsch nach frischer Milch vom Bauern zu fairen Preisen schüren! Eine Karte mit vielen Milchtankstellen (deutschlandweit, ein paar sind auch schon in Österreich und den Niederlanden zu finden und registriert) findet ihr hier. Ansonsten gibt es immer die Möglichkeit bei den Bauern in der Umgebung direkt nachzufragen, ob man Milch von ihnen abkaufen könnte.
Mir fallen noch viele weitere Dinge ein, aber die führen dann weiter weg von der Kuhmilch, da äußere ich mich lieber separat zu.
Habt einen tollen Wochenstart,
eure Julia
P.S.: Sollte ich Ideen, Anregungen und Möglichkeiten vergessen haben, freu ich mich sehr über Kommentare!