Kupferkette, ein EB von Julia

Dies ist der persönliche Erfahrungsbericht von Julia mit dem Verhütungsmittel Kupferkette, viel Spaß beim Lesen!

1)  Die Entscheidung

Ich habe meine Frauenärztin Anfang 2016 nach einer guten und möglichst hormonfreien Verhütungsmethode gefragt. Ich war 29, in einer festen Beziehung, möchte in den nächsten paar Jahren aber definitiv keine Kinder und hatte keine Lust, mir von der Pille einen künstlichen Zyklus und ein paar olle Nebenwirkungen aufdrücken zu lassen.

Die Pille hatte ich einige Jahre lang genommen und zunächst sehr zu schätzen gewusst, weil sie mich völlig von meinen zuvor sehr starken Regelbeschwerden befreit hatte – im Laufe der Zeit wirkte sie aber primär darüber, dass sie einen fast vollständigen Libidoverlust verursachte. Kaum war sie wieder abgesetzt, waren die Schmerzen, aber auch die Lust wieder da.

Kurzum, keine Lust mehr auf die Hormone, aber dennoch den Wunsch nach einer wirklich bombensicheren Verhütungsmethode – daraufhin hat meine Ärztin mir die Hormonspirale Mirena oder die Kupferkette vorgeschlagen. Den Broschüren nach machte die Mirena einen deutlich besseren Eindruck, denn sie verspricht, dass die Menstruation samt Beschwerden bei den meisten Frauen leichter wird oder sogar komplett verschwindet, während die Kupferkette eher stärkere, längere Blutungen verspricht. Bei eigener Recherche nach unabhängigen Stimmen las ich dann jedoch von vielen Fällen, in denen die Hormone in der Hormonspirale doch deutlich stärker wirkten, als angepriesen, während mit der Gynefix viele sehr zufrieden schienen. Also – los ging’s.

 

2) Das Implantat

Bevor die Kupferkette implantiert wird, werden ein paar grundlegende Dinge gecheckt: Man sollte natürlich frei von Geschlechtskrankheiten sein und im Ultraschall wird gemessen, wie groß die Gebärmutter ist (es gibt eine längere und eine kürzere Kettenvariante) und ob es Besonderheiten gibt, die dagegen sprechen würden, ein Implantat zu verankern.

 

An den ersten Tagen der Menstruation, wird dann üblicherweise die Kette gelegt. Man bekommt vorab noch Tabletten, die den Muttermund ein wenig weiten und es ist keine schlechte Idee, sich ein Stündchen vor dem Termin prophylaktisch schon mal eine Schmerztablette reinzupfeifen.

Tut es weh? Ja. Oh ja! Für mich war es eine neue Dimension des Schmerzes, ein intensives Ziehen im Innern, an einer Stelle, an der ich vorher nicht einmal geahnt hatte, dass man dort etwas fühlen könnte. Aber: nur für die Dauer eines Hustens. Meine Ärztin ließ mich ganz tief ein- und dann rasch und kräftig wieder ausatmen, und im Moment des Ausatmens wurde dieser kleine Nylonknoten in meiner Gebärmutterwand festgemacht. Alles krampft kurz, vor Schmerz und Schreck, dann ist alles vorbei, es hat den Tag über noch etwas verstärkt geziept und gezogen, ein wenig wie starke Regelkrämpfe, die aber in meinem Fall selber noch hinzukamen.

In den nächsten Tagen ist man dann angehalten, keine Tampons zu verwenden und auf Geschlechtsverkehr zu verzichten (Infektionsgefahr!), außerdem sollte man heftigen Sport vielleicht noch ein wenig hintenan stellen, und sich einfach ein bisschen Zeit zur Heilung geben.

Bei mir hielt die erste Blutung wie erwartet länger an, als gewohnt, und begann nach kurzer Zeit als leichte Schmierblutung wieder. Ansonsten war nach dem ersten kurzen Gekrampfe von dem neuen Fremdkörper allerdings nichts allzu viel zu merken. Ab und an ein leichtes Ziehen im Unterbauch…

 

3) Der große Schreck

Wenn die Kupferkette dann einmal sitzt, kann man nichts mehr verkehrt machen. Nach einer Woche wird noch einmal nachgeschaut, mein Teil lag, alles gut….

Es gibt allerdings immer ein paar Frauen, bei der sich das kleine Ding dann doch einfach wieder verabschiedet, üblicherweise bei der nächsten Menstruation. Ich hatte davon gelesen. Meine Ärztin sagte mir, bei ihren Patientinnen sei das so gut wie nie vorgekommen, allerdings hielt ich tatsächlich einen Monat später das filigrane Kettchen in der Hand. Ausgerechnet ich! Ein Riesenschreck! Jetzt also das ganze Prozedere (ich wusste ja jetzt, dass es nicht gerade angenehm war) noch einmal, außerdem die Angst, dass es wieder scheitern könnte, und noch dazu war meine Ärztin gerade für eine Woche im Urlaub….

Immerhin: So eine Situation wird gewissermaßen als “Garantiefall” behandelt, die Kette eingeschickt und ohne Zusatzkosten eine neue eingebaut.

In diesem zweiten Anlauf war der Termin erst bei abklingender Menstruation, was die Krämpfe erleichterte, wenngleich der kurze Implantationsschmerz etwas stärker war – ich hatte die Schmerztablette vorab vergessen.

Wieso so etwas passiert?, fragte ich sowohl den Vertretungsarzt, zu dem ich im ersten Schreckmoment mit der Kette in der Hand gegangen war, und später wieder meine eigene Ärztin. Eine ganz genaue Antwort konnten sie nicht geben. Es käme wohl auf die Implantation an – dieser Knoten säße ja in der Gebärmutterwand verankert, darf sie nicht ganz durchstoßen, wenn sich nun davon ein Teil ablöst, kann der Anker mit rauskommen, etc.

 

4) Die Eingewöhnung / Leben mit der Kette

Mir schien nach der zweiten Implantation, als müsste sich mein Körper nicht ganz von vorne an den neuen Fremdkörper gewöhnen, die ersten kurzen Beschwerden waren noch schneller verschwunden, Zwischenblutungen gab es noch immer, aber das gelegentliche Ziehen war von Anfang an nicht mehr da, und nun hatte meine Ärztin das Nylonfädchen (welches eines Tages übrigens zum Zurückholen dienen wird) so gekürzt, dass auch mein Partner es nicht mehr spürte, was zuvor der Fall gewesen war.

Ich war dennoch in der ersten Zeit etwas ängstlich, habe auch während der nächsten zwei Regelblutungen auf Sport verzichtet, damit sich nicht durch die Kombination aus Blutung und Erschütterung wieder etwas lösen könnte…. Aber nein, diesmal war alles fest und gut. Auch die erste Ultraschallkontrolle nach sechs Monaten versicherte, dass es diesmal auch so bleiben würde, laut meiner Ärztin brauche ich mir jetzt bis 2021 keinen Kopf mehr zu machen.

Und wie ist es nun so?

Ich merke im Alltag und auch in meinem Sexualleben tatsächlich nichts mehr davon – und muss sagen, dass ich es sehr genieße, nicht jeden Tag an irgendeine Einnahme denken zu müssen oder vor jedem Mal Sex innezuhalten oder auf irgendetwas besonders zu achten oder dann doch ein bisschen zu bangen, ob man sich im Tag geirrt hat, und zudem einen normalen, natürlichen Zyklus zu haben, mit dem hormonellen Auf und Ab, das der so mit sich bringt.

Was das anbelangt: Es hat ein paar Monate gedauert, bis dieser sich wieder richtig eingependelt hat. Und ja, meine zuvor sehr kurze und leichte Blutung ist länger (von ca. 4 Tagen auf anfangs 10, jetzt 7) und stärker geworden. Aber: paradoxerweise sind dafür meine Regelbeschwerden verschwunden. Ich, die früher Krämpfe hatte, die mich trotz Hardcore-Schmerztablette 1-2 Tage völlig außer Gefecht gesetzt haben, ich spüre seit dem Einsetzen der Kette nicht mal mehr ein Ziepen, wenn es losgeht. 

 

 

Habt ihr noch Fragen, oder wollt ihr euch mit Julia austauschen, könnt ihr mir schreiben, ich leite die E-Mail gerne an Julia weiter.

Liebe Julia,

danke, dass du deine Erfahrungen mit der Kupferkette so detailliert, bildlich und offen aufgeschrieben hast, auch den Ärger mit der rausgefallenen Kette, das anscheinend gelegentlich passiert.
Danke auch dir, dass du meinem Aufruf nach Erfahrungsberichten so schnell nachgekommen bist.
Ich wünsche dir, dass du weiterhin ein beschwerdefreies hormonfreies Leben führen darfst!

Deine Julia

Es werden weitere Gastbeiträge zu diesem Thema (aber nicht nur) folgen, ich freue mich riesig über weitere Erfahrungsberichte, meldet euch gerne bei mir per E-Mail oder
in den Kommentaren, bei Facebook  bin ich auch vertreten.

Liebe Grüße
eure Julia

Eine Liste der Verhütungsmittel findet ihr hier.

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