Femidom? NIE gehört oder einfach keine Ahnung, wie das überhaupt funktioniert, sind die beiden häufigsten Reaktionen in meinem persönlichen Umfeld, also dem Umfeld in dem ich über mein Blogprojekt spreche. Das Femidom wird gemeinhin als das “Kondom” für die Frau verstanden. Wie man es anwendet, was es für Vor- und Nachteile gibt und wie sicher sie sind, erfährt du in diesem Blogbeitrag.
Material:
Es ist 17 cm lang, hat einen Durchmesser von 7,5 cm und besteht aus Polyurethan (PUR). Es ist daher geruchsärmer und kann auch bei Latexunverträglichkeit verwendet werden. Es sieht aus wie ein kleiner Plastiksack und hat an beiden Enden einen weichen Ring. Der Obere dient dazu, das Femidom einzuführen und hält es während dem Sex mehr oder weniger stabil fixiert, der untere Ring bleibt außerhalb der Vagina und deckt die Schamlippen ab.
Seit einiger Zeit gibt es auch Latex-Femidome, warum das so ist, lest ihr in den Vor- und Nachteilen.
Mehr Informationen zu PUR findet ihr im Blogbeitrag Kondome
Verwendung:
Vor dem Geschlechtsverkehr wird das Femidom, wie in der nachfolgenden Anleitung, in die Scheide eingeführt. Das besondere am Femidom ist jedoch, dass man es auch weit vor dem Geschlechtsverkehr einführen kann, hierbei wird empfohlen es nicht früher als 8 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr einzuführen.
Auch kann es aufgeschnitten und als Schutz bei Oralverkehr im Intimbereich der Frauen verwendet werden, jedoch stören die Ringe beim Aufschneiden schon sehr, da sie nicht wirklich dehnbar und ziemlich reißfest sind, desweiteren wäre mir der Kostenfaktor ein wenig zu hoch und ich würde auf ein wesentlich günstigeres (Latex- oder PUR) Kondom zurückgreifen.
Anwendung:
Schritt 1:
Mach die Femidomverpackung vorsichtig auf. Vorsicht mit Fingernägeln, Scheren oder anderen scharfkantigen oder spitzen Gegenständen, denn sie können das Kondom beim Öffnen der Verpackung beschädigen. Ein beschädigtes Femidom schützt weder vor sexuell übertragbaren Krankheiten, noch vor ungewollter Schwangerschaft. Ist man sich unsicher, ob das Femidom unbeschädigt ist, sollte man ein neues verwenden.
Schritt 2:
Oben und Unten definieren: Das offene Ende (“open end/outer ring/äußerer Ring” genannt) bedeckt das Gebiet um die Vaginaöffnung. Der innere Ring (auch “inner ring” genannt) wird eingeführt um für den richtigen Sitz in der Scheide zu sorgen.
Schritt 3:
Das Femidom erfordert in jedem Falle den Einsatz von Gleitmittel und zwar innen und außen, also auf der Penis- und auf der Vaginaseite.
Jetzt ist der Zeitpunkt für das Gleitmittel für die Vaginaseite gekommen.
Schritt 4:
Das Femidom kann auf zwei Arten fürs Eingeführen gefaltet/festgehalten werden:
a. Halte den Ring zwischen Daumen und Mittelfinger. Stell den Zeigefinger auf den Beutel zwischen die beiden anderen Finger.
b. Mit Daumen und Zeige- oder Mittelfinger zusammendrücken.
Schritt 5:
Den zusammengedrückten inneren Ring einführen, soweit es geht. Das ist weder Schmerzhaft (wenn doch, mehr Gleitmittel), noch muss der innere Ring (entgegen manchen Anleitungen) über dem Muttermund(MuMu) liegen (jede Frau ist anders gebaut und bei manchen Frauen liegt der Muttermund bereits 3 cm hinter dem Scheideneingang, die Scheide kann dahinter weiter gehen). Direkte Penetration des MuMu ist zum einen für viele Frauen unangenehm, zum anderen soll das Femidom so weit es geht in die Vagina eingeführt werden, die Vagina endet nicht zwangsläufig mit dem MuMu.
Schritt 6:
Überprüf nun, ob das Femidom richtig sitzt, dazu gehört, dass das Femidom nicht verdreht ist und der äußere Ring noch außerhalb der Vagina ist. Nun können schon einmal 2-3 Tropfen Gleitgel auf die Penisseite aufgetragen werden. Tipp: Stellt das Gleitgel aber nicht zu weit weg.
Schritt 7:
… *zwinker*
!Gleitgel nicht vergessen, überhitztes und/oder durch Reibung strapaziert Material reißt schneller!
Schritt 8:
Nach dem Sex wird das Femidom entfernt, es ist ein Einmalprodukt. Hierbei ist zu beachten, dass man das Femidom am besten vor dem Aufstehen entfernt (ich habe es überall gelesen, aber keine Begründung gefunden, wenn jemand eine Begründung dazu kennt, immer her damit!). Ein Tipp aus der Praxis ist, den äußeren Ring zusammenzudrücken und zu verdrehen, sodass das Sperma nicht hinausläuft. Das Femidom gehört in den Müll.
Wirkung:
Das Femidom fängt den Samenerguss des Mannes auf und verhindert so das Eindringen des Samens in den weiblichen Körper.
Weiterhin verhindert das Femidom den Kontakt der Schleimäute/Körperflüssigkeiten mit der Haut und schützt vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Viren, Bakterien und Pilze haben keine Chance durch das Femidom hindurch zu kommen, drumherum, durch Unachtsamkeit oder andere Wege, ist eine Ansteckung zwar noch möglich, aber eher unwahrscheinlich. Hinzu kommt, dass der äußere Ring vom Femidom ebenfalls die Schamlippen bedeckt und so eine “größere Fläche” schützt.
Femidome sollten bei neuen, unbekannten oder wechselnden Sexualpartnern auf jeden Fall verwendet werden, man schützt sich und andere. Auch bei gleichgeschlechtlichem Verkehr. Im Falle des Oralverkehrs würde ich aus Kostengründen auf Kondome zurückgreifen.
Verhütungssicherheit:
Die Sicherheit hängt natürlich auch vom Verwender ab. Die richtige Handhabung ist bereits oben erklärt. Vor dem ersten Verwenden sollte man es üben, sodass man bei der Verwendung sicher ist. Auch kann der Frauenarzt den richtigen Sitz überprüfen, wenn man unsicher ist.
Pearl Index: 5-25
In einigen Texten steht, dass das Femidom ähnlich sicher ist, wie das Kondom, ich sehe das anders, das Femidom hat einen doppelt so hohen Pearl Index, also doppelt so viele Schwangerschaften.
Schutz:
Femidome schützen vor ungewollter Schwangerschaft und vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Vorteile:
Die Anwendung greift nicht in den Körper ein und hat keine schädlichen Neben- und Nachwirkungen. Eine Latexallergie ist beim verwenden von Femidomen zu vernachlässigen, da die meisten Femidome aus PUR hergestelt werden. Wer eine Latexallergie hat, sollte natürlich darauf achten keine Latex-Femidome zu kaufen.
Femidome müssen nur angewendet werden, wenn es wirklich zum Geschlechtsverkehr kommt. Zudem bieten sie der Frau die Möglichkeit sich aktiv vor Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen, wenn der Mann das Verwenden von Kondomen partout ablehnt.
Für Frauen und Männer, die wechselnde Partner haben, ist das Femidom ein wichtiger Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI), gerade weil der äußere Ring über den Labien (Schamlippen) liegt.
Die Anwendung von Femidomen ist, mit ein wenig Übung vorab, doch recht leicht, weiterhin sind Femidome frei verkäuflich und somit für jeden zugänglich.
Durch die Verwendung von PUR riecht das Femidom nicht nach Latex.
Durch die Möglichkeit das Femidom direkt zu beginn des Vorspiels oder sogar schon vor dem Geschlechtsakt einzusetzen, muss der Akt nicht unterbrochen werden.
Nachteile:
Nicht wenige Männer und Frauen finden die Verhütung mit Femidomen aus unterschiedlichen Gründen eher unangenehm. Auch kann die Reibung zu schnellerem Austrocknen (einem trockenen Gefühl) führen, was das verwenden Gleitgelen und/oder Speichel erzwingt.
Manche Männer und Frauen berichten, dass ihre Empfindungsfähigkeit durch ein Femidom vermindert wird. Dies kann jedoch auch ein Vorteil sein, wenn ein Mann den eigenen Orgasmus länger herauszögern möchte. Durch Verwendung von mehr Gleitmittel kann dieses Defizit vermindert werden.
Durch das Material und die Menge an Material können knisternde Geräusche entstehen, die als störend empfunden werden. Abhilfe schafft hier mehr Gleitmittel oder wechsel zum Latexfemidom.
Neue/r Partner/in? One night stand? Es ist kein Beweis von Liebe oder besonderer Leidenschaft, auf einen Infektionsschutz zu verzichten. Besteh auf ein Kondom/Femidom, wird dem nicht nachgegeben, solltest du stark sein und auf Geschlechtsverkehr verzichten!
Femidome sind teuer.
Die Verwendung muss man ein wenig üben und bei Unsicherheit der/die Gynakologe/Gynäkologin ums Überprüfen bitten.
Femidome sind nur in internationalen Apotheken, im Onlineversand und in gut sortierten Erotikshops zu erhalten, das erschwert die Beschaffung.
Weitere Information:
- Nur geprüfte Markenfabrikate mit Qualitätssiegel (zum Beispiel die CE-Kennzeichnung mit einer Nummer der nach EG-Recht zugelassenen Prüfstelle) garantieren eine hohe Sicherheit. Die Packung sollte mit Haltbarkeitsdatum und Herstellernamen gekennzeichnet sein.
- Femidome sind maximal fünf Jahre haltbar, ist das Haltbarkeitsdatum abgelaufen, sollten sie nicht mehr benutzt werden.
- Im Urlaub ist es gut, genügend Markenfemidome im Reisegepäck zu haben, da sie nicht in jedem Land erhältlich sind.
- Femidome vertragen keine große Wärme, deshalb sollten sie zum Beispiel nicht in der Sonne oder an anderen warmen Orten liegen.
- In Hosentaschen, Geldbeuteln oder Kosmetiktaschen können Femidome leicht beschädigt werden, man kann sie zum Beispiel in einer Minifleecetasche sicher verstauen oder in der Originalverpackung lassen.
- Femidome dürfen nur einmal benutzt werden, gebrauchte Femidome gehören in den Abfalleimer, nicht in die Toilette.
Was ist, wenn…
…Reizungen der Haut und/oder der Schleimhäute während oder nach dem Geschlechtsverkehr auftreten?
Ist die Reizung nur von kurzer Dauer (beim Geschlechtsverkehr und wenige Stunden danach), probiert eine andere Marke aus. Besteht die Reizung länger, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
…das der äußere Ring vom Femidom mit in die Vagina rutscht, bzw. der Penis neben dem Femidom in die Vagina eingeführt wird oder das Femidom reißt?
In diesen Fällen solltet ihr einen Arzt aufsuchen, um die Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Krankheiten auszuschließen. Auch um eine eventuelle ungewollte Schwangerschaft auszuschließen, solltest du deine/n Gynäkologen/in aufsuchen. Mit wenigen Fragen wird geklärt, ob die Einnahme der “Pille danach” nötig ist um eine Schwangerschaft zu verhindern. Dieses Gespräch ist absolut nicht peinlich, es geht um deine Gesundheit und Ärzte unterliegen der Schweigepflicht.
Schnelle Hilfe bei HIV-Gefahr
Besteht nach einer Femidom-Panne die Möglichkeit, dass man sich selbst, die Partnerin oder den Partner mit HIV infiziert hat, lässt sich das Ansteckungsrisiko durch einige Sofortmaßnahmen senken:
- Äußeres Abduschen des Penis bei zurückgezogener Vorhaut.
- Urinieren.
- Bei Aufnahme von Sperma in den Mund Sperma sofort ausspucken, und wenn möglich den Mund ausspülen. Nicht die Zähne putzen, denn das könnte eventuell vorhandene Viren ins Zahnfleisch reiben.
- Bei Aufnahme von Sperma in die Scheide oder in den Darm kann äußerliches Abbrausen zur Risikominderung beitragen. Durch Pressen bzw. Stuhlgang können Sie versuchen, aufgenommenes Sperma teilweise aus der Scheide bzw. dem Darm zu entfernen.
- Vaginale oder anale Spülungen sollten nicht vorgenommen werden, da sie die Infektionsgefahr durch mögliche Verletzungen eher erhöhen als verringern.
- Wenn du befürchtest, dich mit HIV oder einer anderen sexuell übertragbaren Infektion (STI) angesteckt zu haben, solltest du möglichst bald zum Arzt oder einer Beratungsstelle (z.B. der Aidshilfe) gehen. Hier erfährst du, welche Risiken tatsächlich bestanden haben und welche Untersuchungen oder Behandlungen eventuell nötig sind.
Kosten und Beschaffung:
Der Stückpreis eines Femidoms liegt je nach Packungsgröße zwischen 2,50 und 4 Euro.
Femidome werden in einigen Apotheken und in Onlineshops verkauft, auch gut sortierte Erotikgeschäfte führen manchmal Femidome. Achtet auf das Gütesiegel!
Gut zu wissen:
Da Femidome aus Polyurethane (PUR) sind, können Gleitmittel aus allen Basen benutz werden (Wasser, Silikon, Öl). Achtung bei Latex-Femidomen, hier dürfen nur Gleitmittel auf Wasserbasis verwendet werden!
Mehr Gleitmittel ist nötig, wenn…
- …das Femidom nicht leicht einzuführen ist
- …der Penis nicht leicht hinein und hinaus gleitet
- …das Femidom zu spüren ist (der, der es spürt, muss auf “seiner Seite” nachrüsten)
- …das Femidom bei der Benutzung aus der Vagina herausrutscht (lieber beide Seiten mit einer weiteren Portion Gleitmittel versorgen)
Das Femidom darf nicht mit dem Kondom gemeinsam verwendet werden, dass Material reibt aufeinander und reißt somit viel schneller.
Eine Liste aller Verhütungsmethoden findest du hier.
Quellen:
http://www.femidom.de/index.html
https://www.mynfp.de/glossar/femidom
http://www.familienplanung.de/verhuetung/verhuetungsmethoden/kondom-fuer-ihn-sie/frauenkondom/
http://www.frauenaerzte-im-netz.de/de_femidom-diaphragma-und-co-femidom_693.html
http://www.kondomotheke.de/Kondomform_Frauenkondom,31.html
https://www.lilli.ch/femidom/
Bildquelle: https://www.gesundheit.gv.at/GenticsImageStore/547/auto/prop/r/leben/eltern/mutter-kind-pass/Femidom_28308742_S.jpg?ogftmk&validation=094cf28c1f11069d9fe2aeab3503abbcf2e43ee11c88b8f7870e9745b03c9d58
Ein interessanter Artikel 🙂 Femidom war mir bisher total unbekannt.
Klasse das du dich damit auseinander setzt
Ganz lieben Dank!
Ja, das Femidom war mir zwar ein Begriff, aber wie das wirklich funktioniert, ob das sicher ist und wo man das überhaupt kaufen kann, musste ich erstmal alles recherchieren 🙂
Aber es macht super viel Spaß zu recherchieren!
Ich kann den großen Unterschied zwischen einem Pariser und einem Femidom nicht wirklich feststellen.
Das Femidom trägt die Frau, das Pariser der Mann, weitere Unterschiede gibt es in der Form, im Preis und in der Anwendung.
Die Form lässt sich gut mit den Bildern erkennen, der Preisunterschied ist aufgrund der Form und der geringeren Abnahmemenge beim Femidom höher und das Femidom deckt nicht nur die Vagina, sondern auch die Schamlippen ab. Außerdem kann man das Femidom weit vor dem Geschlechtsverkehr einführen.
Vielen Dank für die Information. Wobei ich dann doch für das Präservativ bin, weil wenn die Schamlippen auch noch zugedeckt wären, fände ich das echt schade. Gerade wo die Scheide doch das vertikale Lächeln der Frau ist.
Hierbei steht nicht nur der Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft im Vordergrund, sondern auch die Prävention vor sexuell übertragbaren Krankheiten, wobei in den meisten Fällen ein Kondom ausreichend ist 🙂